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Der unaufhaltsame Abstieg Frankreichs

Zu den wichtigsten Forschungsergebnissen der Gruppensoziologie gehört die Identifikation von den Merkmalen, die eine Gruppe besonders erfolgreich machen. Dazu gehört beispielsweise, dass sich eine erfolgreiche Gruppe durch einen hohen Grad an Kohäsion, Homogenität und Uniformität auszeichnet. Je geringer die Kohäsion und je geringer die Homogenität in der Gruppe, desto weniger leistungsfähig ist sie. Je geringer die Anzahl der gemeinsamen Werte und je unterschiedlicher die in einer Gruppe herrschenden Vorstellungen sind, desto weniger zielorientiert und leistungsfähig ist sie.

In der Praxis bedeutet das, eine hochkohäsive Gruppe wie etwa die Taliban, ist in der Lage sich 18 Jahre lang mit minimalen militärischen Mitteln gegen eine mächtige internationale Militärkoalition zu behaupten. Die Militärkoalition ist zwar in der Lage, ganz Berge flach zu bomben, aber in Denken und Handeln ist sie nicht homogen.

Schauen wir uns nun Frankreich an. Durch die Folgen der Französischen Revolution erreichte die französische Gesellschaft einen hohen Grad an Kohäsion und Uniformität, die sich – im von den Freimaurern inspirierten – Motto «Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit» manifestierte. Dieses Frankreich war unter Napoleon zu erstaunlichen Leistungen fähig, bis es 1870/71 mit Preussen auf einen Rivalen traf, der selbst gerade eine massive Steigerung der Kohäsion erlebte.

Der demographische Wandel der letzten Jahrzehnte, massive Zuwanderung und die Auflösung der kulturellen Identität vieler Regionen Frankreichs unter aktiver Mithilfe des Französischen Staates, führt zu einer geringeren Kohäsion in vielen bisher wirtschaftlich starken Regionen Frankreichs, beispielsweise dem Elsass. Was unter dem Schlagwort Multi-Kulti vielleicht sympathisch klingen mag, zeigt landesweit bereits ökonomisch messbare Folgen.

Zur Verdeutlichung dieser Entwicklung soll die Wirtschaftsleistung pro Kopf dienen, also das BIP pro Kopf. Dieser Quotient wird gerne zur Wohlstandsmessung genutzt. Um vergleichbare Zahlen zu verwenden, wird das von der UN veröffentlichte BIP in USD, jeweils gemessen in Kaufkraft-Paritäten (PPP) benutzt. Damit soll eine möglichst neutrale Vergleichsbasis geschaffen werden.

Es geht in der folgenden Betrachtung nicht um absolute Genauigkeit, sondern um die Grössenordnung. Nach aktuellen Schätzungen für 2019 liegt die Wirtschaftsleistung Frankreichs pro Kopf knapp hinter Belgien und vor Spanien. Deutschland liegt einige Plätze vor Frankreich. Tschechien ist noch weit abgeschlagen. Im nächsten Schritt nehmen wir nun die von der UN erwartete Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2030 für einige ausgewählte Länder. Die Daten dieser Projektion sind für diese Schätzung genau genug.

Die EZB-Politik dürfte sich in den nächsten Jahren kaum ändern. Daher ist die wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen zehn Jahre ein gutes Modell für das zu erwartende künftige Wirtschaftswachstum in der EU. Die BIP-Entwicklung der vergangenen zehn Jahre wird also für die betrachteten Länder linear fortgeschrieben. Damit erhält man eine ausreichende Genauigkeit, um die zu erwartenden Grössenordnung des BIP abzuschätzen. Teilt man also das für 2030 geschätzte BIP der einzelnen Länder durch die jeweilige erwartete Anzahl der Bewohner, so erhält man eine brauchbare Schätzung des künftigen BIP pro Kopf. Wie gesagt, es geht vor allem um die Grössenordnung.

Im Ländervergleich zeigt sich dann, dass ein Multi-Kulti-Land wie Frankreich von monokulturellen und sehr kohäsiven Ländern wie Tschechien oder der Slowakei in den nächsten zehn Jahren eingeholt oder sogar überholt wird. Auch die Fortschritte Polens, ebenfalls eines Landes mit uniformer und kohäsiver Gesellschaft, sind sehr beachtlich. Zum zunehmend multi-kulturell geprägten Spanien wird Polen voraussichtlich aufschliessen. Alle Sozialromantiker, die von Multi-Kulti ein stärkeres Wirtschaftswachstum und mehr Wohlstand erwarten, unterliegen also einer einfach zu wiederlegenden Täuschung. Bei den Daten für Deutschland hängt der erwartete Wert für das BIP pro Kopf stark von der Zahl der künftigen Zuwanderung und dem Ausmass der laufenden Deindustrialisierung ab. Dennoch dürfte Deutschland auf Grund seiner Grösse und zentralen Lage in Europa auch in zehn Jahren noch die führende Wirtschaftsmacht der Region bleiben. Der bisherige und künftige wirtschaftliche Aufstieg von Ländern wie Polen, der Slowakei und Tschechien zeigt auch, welches Potential ein kohäsives und auf wirtschaftliche Stärke ausgerichtetes Deutschland entfalten könnte. Wenn nun deutsche Firmen mit dem Slogan «Made by Vielfalt» werben, kann man Investoren nicht unbedingt ein Investment in diese Firmen empfehlen. Es fehlt dort offenbar an der notwendigen Kohäsion für einen nachhaltigen Erfolg.




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