Deutsche Bank und Commerzbank – kommt es zur Fusion?
Die Gerüchteküche rund um die Deutsche Bank brodelt wieder einmal. Nicht zum ersten Mal sehen verschiedene Beobachter einen Zusammenbruch der Deutschen Bank als unvermeidlich an. Der Geschäftsverlauf gibt wenig Anlass zum Jubel und die Aktienkurs-Entwicklung ist ernüchternd. Vom Management der Bank, welches das Unternehmen in diese Lage gebracht hat, sind natürlich keine Wunder zu erwarten. Droht also, wie einige befürchten, ein Lehman Brothers-Szenario? Die kursierenden Meldungen, dass Manager der Deutschen Bank hinter verschlossenen Türen über eine Fusion mit der Commerzbank verhandeln würden, schüren Sorgen, dass die Zeit für eine Lösung drängt.
Ein Zusammenschluss von Deutsche Bank und Commerzbank würde ein Finanzinstitut schaffen, das wahrscheinlich zu den global systemrelevanten Banken (engl.: G-Sib) zählen würde. Derzeit gehört die Deutsche Bank zu diesen G-Sib. Die Commerzbank zählt seit 2012 nicht mehr zum Club der Banken mit weltweiter Systemrelevanz. Die Bedeutung der Commerzbank an den internationalen Finanzmärkten ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Der Aktienkurs der Bank folgte 2018 einem klaren Abwärtstrend. Im Jahr 2018 sank das Common Equity Tier 1 (CET1) der Commerzbank auf eine Quote von 12,9%. Der Rückgang von 14,1% im Jahr zuvor, ist bedenklich. Die Deutsche Bank wies per Ende 2018 ein CET1 von 13,6% aus. Das ist kein überragender aber doch ein akzeptabler Wert für das Kernkapital. Die Summe der Risk-weighted assets (RWA) betrug allerdings enorme € 350 Mrd.
Nun wird der mögliche Zusammenschluss dieser beiden nicht besonders gut gemanagten Banken diskutiert. Auch wenn dies kurzfristige Trading-Möglichkeiten eröffnet, sollte man die langfristige Perspektive nicht ausser Acht lassen. Ein Grossteil der grundsätzlich vorhandenen Probleme kann durch eine Fusion nicht gelöst werden. Eine weitere Zergliederung und Aufspaltung von Geschäftsteilen beider Banken dürfte die Folge eines Zusammenschlusses sein. Diese Aufteilung könnte Gegenstand langwieriger Verhandlungen werden.
Mit einem Brexit verliert die EU ihren wichtigsten Finanzplatz. Frankfurt als starker Finanzplatz müsste im Interesse Deutschlands liegen, um ein Gegengewicht zum grösseren Finanz-Zentrum Paris zu bilden. Es ist aber fraglich, ob das mit einer Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank erreicht werden kann. Eine Dominanz französischer Banken in der Post-Brexit EU wäre also denkbar. Sollten Frankreichs Banken in Deutschland auch noch auf Einkaufstour gehen, wäre die geplante Bankenunion allerdings unter französischen Vorzeichen nahezu vollendet. Welche Finanzkonglomerate dabei entstehen können, zeigt das Beispiel der verschachtelten Finanzgruppe Groupe BPCE. Eine französische Dominanz im Finanzsektor dürfte für den deutschen Steuerzahler keine gute Nachricht sein. Die französische Grossbank BNP Paribas wies beispielsweise Ende 2018 ein CET 1 von nur 11,8% auf. Ihre Bilanz ist also weniger solide als die der Deutschen Bank oder Commerzbank. Sollte die BNP Paribas je über den ESM gerettet werden müssen, haften deutsche Steuerzahler schon heute mit rund 30% für die mutmasslichen Rettungsmilliarden. Im Fall der geplanten Bankenunion wäre aber der Ausfall eines solchen Institutes noch verheerender, da die Folgen länderübergreifend wären. Ein schwacher Finanzplatz Frankfurt wäre der Risikobereitschaft der französischen Banken ausgeliefert.

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