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Frankreichs Grossbanken unter der Lupe

Frankreich ist in der Eurozone das Land mit den meisten global systemrelevanten Banken (G-SIB). Die vier grossen Institute BNP Paribas, Crédit Agricole Group, Groupe BPCE, Société Générale S.A. unterstreichen die Bedeutung des Finanzplatzes Paris. Nachdem in den vergangenen Jahren vor allem Banken aus Italien und Spanien die Investoren an den Finanzmärkten verunsicherten, bleibt die Frage, welche neuen Risiken möglicherweise aus Frankreich drohen.

Nach der Finanzkrise 2007/8 wurden verschärfte Regeln für Banken eingeführt. Ziel dieser Regelungen war es, die Widerstandskraft der Geldinstitute an den Finanzmärkten zu stärken. Vor der Finanzkrise sammelten sich in den Büchern der Banken hohe Risiken, denen ein sehr geringes Kernkapital gegenüberstand. Dies sollte sich mit den Kapitalanforderungen unter Basel III ändern. Besonders auf das Verhältnis von hartem Kernkapital (CET 1) zu besonders risikobehafteten Vermögenswerten (RWA) wurde dabei geachtet. Für die G-SIB gelten hierfür besonders strenge Anforderungen. Vor einem Jahr trat zudem die Bestimmung in Kraft, dass diese Banken abhängig von ihrer Grösse und Bedeutung eine sogenannte minimale Total Capital Adequacy Ratio (TCAR) erfüllen müssen. Zudem müssen die Grossbanken seit Anfang 2019 eine Liquidity Coverage Ratio (LCR) von mindestens 100% erreichen. Das bedeutet, dass die Banken über genügend leicht liquidierbare Vermögenswerte, so genannte High-Quality Liquid Assets (HQLA), verfügen müssen, um sich in Krisenzeiten für mindestens 30 Tage selbst zu finanzieren.

Hier die Kapitalausstattung der vier französischen Grossbanken in der Übersicht:




Alle Banken erfüllen die Basel III-Vorgaben seit geraumer Zeit. Diese vermeintliche Sicherheit hatte aber zur Folge, dass die französischen Grossbanken in risikoreiche Schwellenländer expandierten. Zudem verliert die französische Wirtschaft an Schwung. Die Banken mussten teilweise ihre Gewinnziele kassieren und schwenken nun auf einen harten Sparkurs ein. In den letzten 12 Monaten haben die Titel an den Aktienmärkten teilweise bis zu 40% verloren. Und die Summen der risikobehafteten Vermögenswerte (RWA) – also der tickenden Zeitbomben in den Büchern der Banken - sind gewaltig:






Die Gesamtsumme der RWA in den Bilanzen der vier Grossbanken entspricht mit EUR 1’723 Mrd. ziemlich genau dem BIP Italiens. Dieser Vergleich zeigt die Dimension der Risiken.

Im Klartext, wenn bei den französischen Grossbanken etwas schief gehen wird, dann gewaltig. Doch auch für diesen Fall ist gesorgt, dank der Europäischen Bankenunion. Diese sieht unter anderem vor, dass die Kosten einer zukünftigen Bankenrettung bis zum Jahr 2023 vergemeinschaftet werden sollen. Im Klartext, die Steuerzahler im Euroraum werden im Zweifel für das Hasardspiel der Banker in Haftung genommen. Das funktioniert über den sogenannten Single Resolution Mechanism (SRM), einen Abwicklungsfonds für Banken. Deutschland hält am SRM einen Stimmanteil von 12,95%, genauso viel wie Frankreich. Das lässt erahnen, was auf die deutschen Steuerzahler zukommt, wenn sich die französischen Grossbanken die Finger an dem Feuer verbrennen sollten, mit dem sie gerade spielen.

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